😍 BEWERTUNGEN Nachrichten – Paris/Frankreich.
Notwendigkeit ist die Mutter der Erfindung. „Windfall“, der dritte Film von Regisseur Charlie McDowell, ist wie einige der Schlafzimmerspiele, die derzeit mit einer kleinen Besetzung und einem überschaubaren Setting herauskommen, ein Kind der Pandemie. Der zu Beginn des globalen Lockdowns gedrehte Home-Invasion-Thriller, inspiriert vom alten Film Noir, handelt von drei namenlosen Charakteren, deren Leben trotz völlig unterschiedlicher Umstände mehr gemeinsam haben, als sie zugeben möchten.
von Madeleine Eger
In seinen bisherigen Werken „The One I Love“ und „The Discovery“ versuchte McDowell, die Sehnsüchte der menschlichen Seele mit dem Übernatürlichen und Unerklärlichen zu erforschen und erinnert dabei auch an die Filme des Regieduos Benson und Moorhead ( „Frühling“, „Synchron“). „Windfall“ hingegen ist ein reines Kammerspiel, das auf ein übernatürliches Szenario verzichtet, aber dennoch die eine oder andere Überraschung und ein sengendes Finale bereithält.
Ein zerzauster Niemand (Jason Segel) bricht in das Landhaus eines wohlhabenden CEO (Jesse Plemons) und seiner Frau (Lily Collins) ein. Als das Paar unerwartet auf dem Grundstück ankommt, muss der Einbrecher improvisieren. Er nimmt die beiden als Geiseln und fordert Lösegeld. Eine Situation, die eskaliert, als das Fundraising länger dauert als erwartet und die drei nun unwissentlich noch einen Tag im Haus festsitzen. Es ist ein großes mediterranes Landhaus mit strahlend blauem Swimmingpool, Orangenbaumpfaden und auch in völliger Abgeschiedenheit. Idyllischer geht es auf diesem elegant gestalteten Gelände kaum zu. Doch die Musik, die den stillen Blick auf das Grundstück untermalt, der aus einem alten Mystery-Thriller stammen könnte, lässt bereits erahnen, dass die friedliche Landschaft nur die Ruhe vor dem Sturm ist. Doch anstatt die Atmosphäre noch etwas länger aufrechtzuerhalten, lüftet der Regisseur schnell das Geheimnis des prophezeiten Störfaktors. Der zerzauste und etwas unbeholfene Anonyme, der es sich mit einem Glas Orangensaft in der Sonne gemütlich gemacht hat, passt nicht so recht ins Bild. Und als der stämmige Mann dann noch die Wertsachen des Hauses durchwühlt, wechselt die Musik von mystisch zu verspielt, sodass „Windfall“ stimmungsmäßig fast zu einem Überfallfilm wird. Nur macht der Einbrecher überhaupt keinen erfahrenen Eindruck, sondern läuft ziellos und ohne Gewissheit durch die vier Wände. Ein Umstand, der umso mehr untermauert wird, als das Paar sein Haus betritt und die darauf folgende Geiselnahme eine sehr seltsame Machtverschiebung veranschaulicht. Statt Angst, Panik und Angst strahlt die neue Situation ernüchternde Mutlosigkeit, Arroganz sowie Rat- und Hilflosigkeit aus.
Weiß er wirklich schon, was für ein Mensch er ist, fragt der tollpatschige Dieb und Geiselnehmer, als der überhebliche CEO versucht, mit Standardfloskeln zu entschärfen – schließlich sieht er nicht aus wie jemand, der anderen wehtun will. Auch wenn Jesse Plemons und Jason Segel keine für sie typischen Rollen übernommen haben, sind die beiden männlichen Hauptdarsteller nicht nur füreinander, sondern auch für uns ein offenes Buch und damit von Minute eins an transparent. Plemons, dargestellt als schmuddeliger, narzisstischer IT-Chef, der sich nicht um die Mittelschicht schert, für den harte Arbeit ein ungeschriebenes Gesetz ist und der glaubt, seine Entscheidungsmacht nutzen zu können, um das Leben anderer zu diktieren, kennt sich bestens aus mit welchen Worten er sein Gegenüber demütigen und entmachten kann. Segel dagegen wirkt fast unbeholfen, leichtgläubig und überfordert, obwohl er die Geiseln durch seine größere Statur überragt. Sein einziger Vorteil ist seine gute Beobachtungsgabe, mit der er das Paar immer mehr gegeneinander ausspielt und vor allem Lily Collins in ein moralisches Dilemma stürzt. Sie ist auch diejenige, die dem Publikum über längere Zeit etwas geheimnisvoller bleibt, am meisten mit der Situation zu kämpfen hat und sich langsam von den alten Fesseln befreit, mit denen sie aufgewachsen ist oder die sie sich im Laufe der Zeit auferlegt hat. .
"Windfall" spielt immer wieder mit einer interessanten Ausgangslage, in der drei Lebenssituationen ineinandergreifen und sich vordergründig viel um Geld und Wohlstand dreht. Darunter taucht jedoch ein viel komplexeres Charakterbild auf, das aufgrund der linearen Erzählung, allzu offensichtlicher Bilder und Hinweise, des Konfliktpotenzials und der Mysterien um die drei Charaktere nicht lange aufrecht erhalten werden kann. Vieles, was als kleine Enthüllung inszeniert wird, wurde aufgrund des klaren, unaufdringlichen Bühnenbildes lange im Voraus erwartet. Streitigkeiten und Drohungen verlieren ihre Wirkung und auch Lügen werden schnell entlarvt. Wie in früheren McDowell-Filmen ist es die letzte Wendung, die die Aufregung, das Unerwartete und die Stärke des letzten Drittels bringt. Im Gegensatz zu „The One I Love“ und „The Discovery“ lehnt sich „Windfall“ jedoch zu stark an diesen letzten Akt an und versäumt es, die immer spannende und manchmal philosophisch metaphorische Erzählung seiner Vorgänger zu nutzen.
Fazit
Ein Kammerspiel, das neben der großartigen Besetzung mit fantastischer Musik und hochwertigen Bildern punktet, dem es aber an Mysterium und Bedrohlichkeit mangelt. „Windfall“ kämpft unter der geradlinigen, nicht überraschenden Erzählung mit Langeweile und verlässt sich am Ende zu sehr auf die letzte Wendung, die die vorherige jedoch nicht ganz rettet.
Notation
⭐⭐⭐⭐⭐⭐.
Bewertung: 6 von 10.
(57 / 100)
Bilder: ©Netflix
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Quelle: Bewertungen Nachrichten
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